Zwei offenbar junge Menschen pflücken Blumen, gemeint sind allerdings keine Rosen, sondern eine Orchideenart, die in sumpfigen Wiesen wächst. Die letzte Strophe handelt vom Bedauern darüber, dass diese Blumenwiese demnächst gemäht werden wird. Soviel zum Inhalt.
Rose Pogonias ist eines der weniger bekannten Gedichte Frosts, er schrieb es mit 27 Jahren, als die literarischen Traditionen noch in sein Werk hineinspielten. Das ist ablesbar an der suggestiven Beschreibung des Ortes und der Umstände des Geschehens: eine kleine Lichtung, in der es wärmer ist als außerhalb, ja, es muss sogar richtig feucht-heiß sein, nach den Adjektiven zu schließen, dazu kommen die betäubenden Blütendüfte.
Durchmischt ist das mit Vokabeln aus dem religiösen Bereich: Tempel, sich beugen, Ritual, Gebet. So wird die einfache von Bäumen umgebene Wiese zum Hag, einem abgegrenzten Bezirk, wo Stille und Schönheit herrschen und die Turbulenzen des Lebens ausgeschlossen bleiben. Der Dichter lässt also im Hier und Jetzt ein Heiligtum entstehen, inmitten der Natur, wie es in früheren Epochen bei Völkern ohne Schrift üblich war. Das Gebet der letzten Strophe liest sich fast wie ein Abwehrzauber und drückt die Hoffnung aus, dass die Schnitter, die symbolisch für Tod stehen, entweder gar nicht kommen, oder zumindest so vom Anblick der Wiese bezaubert sind, dass sie es nicht wagen sie anzutasten.