1896: "Pack!"
Nach den Sommerferien zog die Privatschule der Frosts in ein anderes, etwas größeres Domizil um. Hier bekamen Elinor und Robert endlich eine abgeschlossene Wohnung für sich allein, es gab sogar noch überzählige Räume zur Weitervermietung, und Elinor konnte sich in Ruhe auf die Geburt ihres Kindes vorbereiten. Am 25. September 1896 kam ihr blonder, blauäugiger Sohn Elliott auf die Welt.Doch der Familienfriede wurde bald gestört. Herbert Parker, ein ehemaliger Arbeitskollege Frosts aus der Textilfabrik, war aufgetaucht und mietete mit seiner Frau die leeren Zimmer. Eine Frau, die regelmäßig zu den Parkers zu Besuch kam, erregte Frosts Missfallen, da sie in der Stadt als Prostituierte bekannt war. Er teilte Mrs. Parker mit, dass sie und ihr Mann ausziehen müssten, wenn diese Person sie weiter besuchte. Frost muss dabei unschöne Worte gebraucht haben, denn dass er ihr dies in Abwesenheit ihres Mannes gesagt hatte, veranlasste sie, ihn einen Feigling zu nennen. Zwar empfand auch Frost selbst sich gelegentlich als feige, dass aber jemand anderes ihn so nannte, konnte er nicht ertragen. Wenn ihr Mann ihn ebenfalls einen Feigling nennen sollte, sagte er zu Mrs. Parker, dann würde die Sache eine üble Wendung nehmen.
So kam es dann auch. In der Auseinandersetzung mit Parker verlor Frost die Kontrolle und versetzte ihm einen Fausthieb ins Gesicht. Eine Schlägerei begann, und erst Frosts Mutter und seine Schwester konnten die beiden trennen. Parker zeigte Frost an, die Angelegenheit kam Ende Dezember vor Gericht, Robert Frost wurde verurteilt und sah sich vor die Wahl zwischen dreißig Tagen Gefängnis oder zehn Dollar Geldstrafe gestellt. Frost entschied sich für die Geldstrafe, und der Richter schloss den Fall mit einem verächtlichen "Pack!", das offensichtlich auf Frost gemünzt war. Aber mehr noch als durch die Verurteilung fühlte sich Frost durch den Bericht im Daily American gedemütigt, der die Angelegenheit in allen Einzelheiten auf der ersten Seite ausbreitete, was sogar noch einen weiteren, sarkastischen Artikel in einem Wochenblatt nach sich zog.
"Pack" und "Feigling", und das noch vor aller Welt – das war zu viel für Frost. Am liebsten wäre er weggezogen von Lawrence, irgendwohin, wo ihn niemand kannte. Er fürchtete, die Zeitungsberichte könnten die Akzeptanz der Frostschen Privatschule beeinträchtigen, und sein Großvater warf ihm vor, den Namen der Familie in Verruf gebracht zu haben. Für einen Neuanfang an einem anderen Ort sah er aber keine Möglichkeit, und Elinor schien gleichgültig gegenüber seinem Gerede über ein neues Leben. Frost wusste nicht, wie er ihr anhaltendes Schweigen deuten sollte und wieder hegte er den Verdacht, sie könnte die Heirat bereuen.